Fortbildung Smart City im Technologiezentrum Königsbrunn

Am Donnerstag, den 16. Januar 2020 hatten StR Sebastian Willenberg und OStR Wolfram Bartsch die Gelegenheit zur einer Fortbildung im Technologiezentrum der Lechwerke AG in Königsbrunn bei Augsburg. Ziel der Fortbildung war, den Teilnehmer*innen einen Überblick über die Möglichkeiten zur effektiven Umsetzung der Digitalisierung und zur Verbesserung der Elektromobilität in Städten und im ländlichen Räumen zu geben.

Um es vorweg zu nehmen, die Fortbildung war sehr interessant und konnte viele Unklarheiten und weit verbreitete Unwahrheiten aus dem Weg räumen.

Bereits der Weg nach Königsbrunn war mit unserem BMW i3 ein kleines Abenteuer, mussten ja über 200 Kilometer rein elektrisch zurückgelegt werden! Kurz nach sieben Uhr starteten wir mit vollem Akku und bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, prompt fiel die Reichweite unseres Stromers deutlich unter 200 Kilometer. Ohne Nachladen würden wir unser Ziel nicht erreichen. Wir grübelten kurz, ließen uns vom Navigationsgerät des BMW i3 die kürzeste Strecke berechnen und machten uns auf die Reise. Sehr bald mussten wir erkennen, dass diese Routenwahl nur eine unwesentliche Steigerung der Reichweite bringen würde, zudem wären wir auch unverhältnismäßig lange unterwegs.

Bereits bei Hirschaid stellten wir unsere Pläne um, wählten im Navigationsgerät die schnellste Route und beschlossen, auf der Autobahn im frühmorgentlichen dichten Berufsverkehr mitzuschwimmen. Die Fahrt war angenehm, wir kamen gut voran und trauten uns, die Heizung auf Stufe 1 laufen zu lassen. Die dünne blaue Balken der Ladeanzeige wurde jetzt aber schon deutlich kürzer.

Kurz vor Erlangen leitete uns das Navigationssystem dann auch noch östlich um Nürnberg herum, weil auf dem völlig verstopften Frankenschnellweg kein Durchkommen war. Und der kleine blaue Balken wurde noch kürzer. Wir mussten also irgendwo auf der B2 zwischen Roth und Augsburg an die Steckdose. Aber wo? Eine Ladung mit dem Typ 2-Stecker mit 11kW am 230V-Netz würde unglaublich viel Zeit kosten.

Glücklicherweise informierte uns in der Gegend von Weißenburg eine spezielle App, dass sich südlich von Donauwörth eine freie CCS-Ladestation befindet, an der wir unseren BMW mit 50kW Gleichstrom laden könnten. Und diese Ladestation war auch noch frei! Sofort speicherten wir sie als Zwischenziel und fanden sie auch etwas versteckt auf einem großen Rasthof. Wir waren sehr erstaunt, als wir sahen, wie schnell und unkompliziert ein Stromer geladen werden konnte. Bereits nach ca. 15 Minuten hatten wir wieder Energie für weitere 200 Kilometer und erreichten unser Ziel mit einer Verspätung von nur ca. 20 Minuten.

Sofort nach unserer Ankunft im Technolgiezentrum in Königsbrunn schlichen wir leise auf unsere Plätze und folgten aufmerksam dem ersten Vortrag.

In diesem Vortrag wurde den Teilnehmer*innen erklärt, wie durch den geschickten Einsatz von Sensoren, die mit LoRaWAN vernetzt sind, in Augsburg und den umliegenden Gemeinden Personalkosten eingespart werden.

Nach diesem Vortrag und einer ausführlichen Diskussion hatten wir Mittagspause und durften einen Blick auf die Elektrofahrzeuge werfen, die danach zum Probefahren bereit standen. Unser i3 hing in der Zwischenzeit an einer Typ-2-Ladestation – diesmal mit 22kW Ladeleistung – und war bereits nach einer Stunde fast wieder zu 80% geladen. Dies entsprach bei den aktuellen Temperaturen fast 200km Reichweite!

Nun durften wir, aufgeteilt in kleinere Gruppen, unterschiedliche Elektrofahrzeuge probefahren. Es standen ein älterer BMW i3 mit Range Extender, ein Tesla Model X, ein Tesla Model S und ein e-Golf zur Verfügung, alle Modelle natürlich mit Vollausstattung. Ohne Zweifel waren das allesamt absolut alltagstaugliche Fahrzeuge mit beeindruckenden Fahrleistungen und hohem Komfort, aber irgendwann muss jeder Stromer geladen werden.

Wie die gleichzeitige Ladung von über 100 Elektrofahrzeugen in großen Tiefgaragen gelingen kann, das sollten wir im nächsten Vortrag erfahren. Das Zauberwort heißt intelligente Lastverteilung oder Load-Balancing. Richtig große Augen machten wir, als die Referenten zum Ende des Vortrages einige Unklarheiten ausräumten und Fehlinformationen klarstellten, die in unserem Land hartnäckig durch die Medien geistern. Es ist anscheinend doch nicht so frevelhaft, das heiß begehrte Lithium zu fördern – es gibt genug davon! Auch kann man Lithium-Akkumulatoren problemlos recyceln – die Holländer machen es uns vor! Noch lange diskutierten wir nach dem Vortrag mit den anderen Teilnehmer*innen bei einer Tasse Kaffee über die neu gewonnenen Informationen und mussten unser solides Halbwissen zum Thema Elektromobilität stellenweise sehr deutlich nachjustieren.

Nun folgte der letzte Vortrag zum Thema LED-Beleuchtungstechnik, in dem uns die physikalischen Grundlagen der Lichterzeugung mittels Gallium-Arsenid und die Wirkungen unterschiedlicher Lichttemperaturen auf den Menschen und die Insekten erklärt wurden. Sehr interessant war der energetische Vergleich der LEDs mit Quecksilberdampflampen (Leuchtstoffröhren), Hochdruck-Lampen (Xenonbrennern) und den alten Natriumdampf-Lampen.

Nachdem es draußen langsam dunkel wurde, begann die Führung durch den Leuchtenpark der Lechwerke AG. Hier konnten die Teilnehmer*innen an ganz unterschiedlichen Lampentypen auf dem Hof des Technologiezentrums erfahren, wie sparsam und ästhetisch mit LEDs Wohngebiete, Straßen und Parks ausgeleuchtet werden können.

Gegen 18:30 Uhr zogen wir in Königsbrunn an unserem i3 das Ladekabel ab und erreichten nach einem erneuten kurzen Ladestopp gegen gegen 21:30 Uhr Bamberg, diesmal gleich mit Heizung auf Stufe 2 und Bayern 1.

Welches Fazit können wir aus dieser Fortbildung ziehen? Ganz klar, die Elektromobilität wird unaufhaltsam und sehr rasch unsere Mobilität in den Städten und Landkreisen erobern. Die Fahrzeuge sind ausgereift, komfortabel und sehr sicher. Es fehlt alleine die Infrastruktur, um die Fahrzeug bei Überlandfahrten mit mehr als 150km zügig und zuverlässig zu laden. Momentan müssen bei Überlandfahrten die Ladestopps auch noch genau geplant werden, will man nicht an einer schwachen Ladestation unnötig viel Zeit verlieren. Und um ein sinnvolles Tempolimit werden wir auf Autobahnen auch nicht herumkommen.

Wir sind uns aber sehr sicher, dass die technischen Probleme in den kommenden Jahren gelöst werden können und und die Autofahrer und Pendler die neuen Gegebenheiten akzeptieren und nutzen.

Weiterhin sind wir sicher, dass die Digitalisierung unserer Gesellschaft noch sehr große Dienste erweisen wird, wenn sie sinnvoll umgesetzt wird. Die notwendigen Technologien exisitieren, wir müssen nur den Mut haben und sie umsetzen. Ein Festhalten an alten Technologien würde unsere Gesellschaft und unsere Industrie aus dem Rennen werfen.

Ein herzlicher Dank ergeht an dieser Stelle nochmals an die Lechwerke AG Augsburg und an den Träger unserer Berufsschule, der uns den BMW i3 wie immer unbürokratisch zur Verfügung gestellt hat.

Bamberg, den 21. Januar 2020

OStR Wolfram Bartsch, Fachbereich M1

StR, Sebastian Willenberg, Fachbereich Elektrotechnik