Emotional und bewegend: Zeitzeuge Lutz Quester erzählte über seine Erlebnisse in der DDR

Wenn circa 250 Schülerinnen und Schüler gespannt einem 90-minütigenVortrag lauschen muss der Referent „Besonderes“ geleistet haben. Anlässlich des 30. Jahrestages des Mauerfalls hatte der Fachbereich Sozialkunde, in Kooperation mit der Hanns-Seidel-Stiftung, den DDR-Zeitzeugen und Präsidenten des Freundeskreises Deutsche Einheit e.V. Lutz Quester zum Vortrag eingeladen.

Alltagserlebnisse in der DDR

„Ich wollte in meinem Leben etwas sehen und mir nicht vorschreiben lassen, was ich zu tun und was ich zu glauben hätte. Da konnte ich mich einfach nicht verbiegen“, sagte Quester. Schon als Jugendlicher begegnete er der allgegenwärtigen Staatsideologie mit großer Skepsis. Er störte sich zunächst nur an Kleinigkeiten. In seiner Sehnsucht nach Freiheit verstieß er gegen Regeln und zog damit zunehmend die Aufmerksamkeit der Staatssicherheit auf sich.

Sehr eindringlich schilderte er wie es ist bespitzelt zu werden. Er erkannte, dass der Staat alles über ihn wusste. Als Folge davon begegnete er jedem Menschen mit Misstrauen.

Vor die Wahl gestellt, ein Leben in Angst und Angepasstheit zu führen oder das Land zu verlassen, entschloss er sich für die Ausreise, wobei er sich der Risiken bewusst war.

Nach den ersten vergeblichen Ausreiseanträgen Anfang der 1980-er Jahre begannen die Repressalien: Einschränkungen bei der Arbeit, Überwachung, Drohung mit Gefängnis.

Sein Ausreiseziel erreichte er über einen Umweg: Mit einem großen Plakat, auf dem die Ausreise für sich und seine Familie gefordert wurde, postierte er sich vor der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ostberlin so, dass die Überwachungskameras ihn filmten. Nach wenigen Sekunden wurde er verhaftet und weggebracht. Doch sein Bild war nun im Westen bekannt und er galt als politischer Häftling.

Anschaulich und emotional schilderte Quester die Zeit, die auf seine Verhaftung folgte. Ein Jahr nach seiner Verurteilung wurde er freigekauft und durfte in den Westen ausreisen. Seine Frau und sein Sohn folgten wenige Wochen später.

Der Referent berichtete aber nicht nur aus der Vergangenheit. Zum Schluss seines beeindruckenden Vortrages gab er den Schülerinnen und Schülern noch einen eindringlichen Rat mit auf den Weg:

Questers Appell an die Schülerschaft:

"Die ganze Welt beneidet euch um das Land und seine politische Ordnung, in der ihr heute leben dürft. Setzt euch dafür ein, dass euch diese Freiheit erhalten bleibt."

Norbert Dillig, StD Fachbetreuer Sozialkunde