Gartenbau trifft Forschung – Die Klasse AFB 10 des SBSZ Bamberg zu Besuch an der LWG Veitshöchheim

Empfang vor dem Gewächshaus.

Am 23.07.2025 besuchte die Klasse AFB 10 (Fachrichtungen Garten- und Landschaftsbau, Gemüsebau, Zierpflanzenbau, Baumschule und Floristik) gemeinsam mit Herrn Weidner und Herrn Böhmer die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim. Die Exkursion bot den angehenden Gärtnern vielfältige Einblicke in aktuelle Forschungsprojekte, Weiterbildungsmöglichkeiten sowie modernste Technik im Erwerbsgartenbau.

Nach der Anreise mit der Bahn und einem kurzen Fußmarsch wurden wir von den Mitarbeitenden der LWG herzlich in Empfang genommen und in zwei Gruppen aufgeteilt. Produktionsgärtner und Floristen starteten daraufhin einen Rundgang durch die Gewächshäuser, während die Landschaftsgärtner durch die Außenanlagen geführt wurden.

Versuchsanlagen – moderne Technik

In den Gewächshäusern erhielten die Schülerinnen und Schüler Einblick in einige spannende Forschungsversuche. Auf einer Fläche von netto 1.000 Quadratmetern kommt modernste Gewächshaustechnik zum Einsatz, welche mithilfe verschiedener Messgeräte gesteuert wird. Tageslicht- und Energieschirme regulieren Licht und Temperatur passgenau, zum Beispiel indem Jungpflanzen schattiert werden oder das Luftvolumen im Winter reduziert wird, um Energie zu sparen.

Das Dach aus speziellem Weißglas lässt UV-Strahlen passieren, sodass sich die Pflanzen optimal entwickeln können. Zum Zeitpunkt der Führung wurden zufällig auch gerade die Scheiben der Gewächshäuser von innen geputzt – eine scheinbar kleine Stellschraube, die die Lichtausbeute erheblich steigert.

Während auf einem Großteil der Fläche Natriumdampf-Hochdrucklampen als Zusatzbeleuchtung zum Einsatz kommen, werden in kleinerem Rahmen Versuche mit verschiedenen Lichtspektren und LED-Lampen durchgeführt. Dabei zeigte sich beispielsweise, dass Kulturen unterschiedlich auf Lichtfarben reagieren. Während Magenta (700 nm) auf die meisten Pflanzen den gewünschten stauchenden Effekt hat, wachsen Mandevilla in die Länge.

Klima- und umweltschonende Kulturführung

Der Gartenbau ist besonders von vermehrten Trockenjahren und Niederschlagsschwankungen betroffen. Entsprechend spielen die Themen Wasserversorgung und -qualität auch an der LWG eine große Rolle. Um die ideale Wasserqualität zu erreichen, werden in einer Anlage hartes Grundwasser und weiches Regenwasser aus einem Regenwasserspeicher (Volumen 350 Kubikmeter) miteinander verschnitten. Die Düngung wird dann je nach Kultur an die Wasserqualität angepasst. Die Versorgung der Pflanzen erfolgt in den Gewächshäusern über Anstaubewässerung, bei der in kleinen Einheiten das Gießwasser im geschlossenen Kreislauf wiederaufbereitet wird. Im Freien werden die Pflanzen mit Tropfschläuchen bewässert.

Dort werden außerdem verschiedene Torfersatzstoffe wie Holzfasern, Gartenkompost, Rindenhumus sowie Kokosfaser und  -mark im Hinblick auf Wasserhaltevermögen, Nährstoffspeicher- und Pufferfähigkeit getestet. Ziel ist es, im Gartenbau in Zukunft weitestgehend auf Torf verzichten zu können, da bei seinem Abbau der Lebensraum Moor geschädigt und CO2 freigesetzt wird.

Gemüsebau – Vielfalt und Widerstandsfähigkeit im Fokus

Obwohl für den Bereich Gemüsebau bei der LWG der Versuchsbetrieb in Bamberg zuständig ist, wird auch in Veitshöchheim Gemüse angebaut. Hier stehen besonders robuste und ertragreiche Sorten im Mittelpunkt. Zum Beispiel werden Tomatensorten auf ihre Widerstandsfähigkeit gegen Kraut- und Braunfäule getestet. Zudem werden besondere Mulchmaterialien wie beispielsweise Schafwolle oder Biertrester ausprobiert.

Führung durch den Gemüseversuchsbetrieb.
Führung durch den Versuchsbetrieb für Gemüse in Privatgärten.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Testung kompakter Gemüsesorten, die für Balkon und Hochbeet geeignet sind. Ziel ist es, Sorten mit langer Blüte, wenig Krankheitsanfälligkeit und geringem Pflegeaufwand zu selektieren, die auch noch gut schmecken – ideal für den städtischen Raum oder Privatgärten. Ein Highlight für die Schüler war die Verkostung verschiedener Erdbeersorten und einer Art Knoblauchersatz für den Balkon (Thulbagia violacea).

Zierpflanzenbau und Floristik – Ästhetik und Anpassungsfähigkeit

Für die Fachrichtungen Zierpflanzenbau und Floristik war ein Rundgang über die Außenflächen besonders interessant. Die LWG testet jährlich über 800 Beet- und Balkonpflanzensorten. Eigenschaften wie lange Blütezeit, Wetterfestigkeit, Schädlingsresistenz (z. B. gegen Thripse), kompakter Wuchs und geringer Pflegeaufwand stehen dabei im Fokus der Versuche, die sowohl für Züchter als auch für Kunden Erkenntnisse liefern. In den letzten Jahren wird außerdem die Resistenz gegen Hitze und die Insektenfreundlichkeit der Pflanzen immer wichtiger.

Die Beet- und Balkonware wird nach verschiedenen Kriterien, z.B. Insektenfreundlichkeit, gesichtet.
Die Beet- und Balkonware wird nach verschiedenen Kriterien, z.B. Insektenfreundlichkeit, gesichtet.

Stadtgrün der Zukunft – Gehölzversuche und Gestaltung

Auf den weitläufigen Außenanlagen der LWG werden verschiedene stadtklimafeste Gehölze getestet. Hierbei geht es insbesondere um Arten, die mit Hitze, Trockenheit und versiegelten Standorten zurechtkommen. Verschiedene Gehölze werden zum Beispiel auf ihre Anpassungsfähigkeit im urbanen Raum geprüft. Besonders eindrucksvoll war der Japanbereich mit verschiedenen Hartriegeln, Bambus sowie die Mammutbäume und eine Sumpfzypresse mit Luftwurzeln (Taxodium distichum). Insgesamt liegt der Fokus in den Außenanlagen eher auf vegetationstechnischen als auf landschaftsbaulichen Versuchen.

Im Anschluss an die Führung durch die Forschungsanlagen durften wir noch die Techniker- und Meisterschule besichtigen, die sich ebenfalls auf dem Gelände der LWG befindet und die den Studierenden die Möglichkeit bietet, immer auf dem neuesten Stand der Forschung zu sein. Nach der Ausbildung haben Gärtner der Fachrichtungen Zierpflanzenbau, Baumschule und Garten- und Landschaftsbau hier die Möglichkeit, sich weiterzubilden.Erklärungen durch den Schulleiter.

Der Besuch der LWG Veitshöchheim war für die Klasse AFB 10 eine spannende und lehrreiche Erfahrung. Die Schüler konnten praxisnah erleben, wie Wissenschaft und gärtnerisches Handwerk ineinandergreifen. Wir bedanken uns beim Team der LWG für die vielen neuen Eindrücken, Ideen und fachlichen Impulse – und natürlich auch für die köstliche Verpflegung. Ein besonderer Dank gilt Herrn Weidner und Herrn Böhmer, die den Besuch organisiert und begleitet haben.

Autorin: Lisa Sattler, AFB 10
Bilder: OStR Thomas Weidner